Der Einsatz von Hyaluronsäure bei der Arthrosetherapie, als Ergänzung zur medikamentösen und physikalischen Therapie hat sich im Lauf der letzten Jahre immer mehr etabliert.
Es sind auch einige Studien zu diesem Thema mit wechselnden Ergebnissen durchgeführt worden. Eine klare Aussage bezüglich der Wirksamkeit ist derzeit noch nicht möglich. Deshalb wird die Behandlung von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen. Private Kassen übernehmen fast immer die Kosten. Fragen Sie also im gegebenen Fall vorher bei Ihrer Kasse an!
Gelenkflächen und Knorpel werden nicht durchblutet, für ihre Ernährung und Pflege ist die Synovialflüssigkeit (Gelenkflüssigkeit) zuständig, die einen hohen Anteil an Hyaluronsäure enthält. Durch Bewegung der Gelenke wird diese Flüssigkeit in das Bindegewebe des Gelenkknorpels gepresst. Ohne Bewegung werden unsere Gelenke also nicht ernährt. Deshalb ist leichte Bewegung wie Radfahren, Schwimmen und Gehen unerlässlich für die Ernährung und Gesunderhaltung des Knorpels.
Hyaluronsäure wird in den Knorpelzellen und der Gelenkschleimhaut unserer Gelenke gebildet. Mithilfe dieser langkettigen Moleküle des Bindegewebes wird die Gelenkflüssigkeit viskos (dickflüssig), was sie zu einem idealen Schmiermittel im Gelenk macht. Außerdem bindet und speichert sie Wasser im Bindegewebe des elastischen Knorpels und sorgt für eine außerordentlich hohe Tragkraft, Elastizität und Druckbeständigkeit. Sie fördert die Zellteilung und das Wachstum der Knorpelzellen. Bei einem gesunden Gelenk wird in einem idealen Gleichgewicht alte Hyaluronsäure abgebaut und neue gebildet.
Bei Arthrose wird diese Balance gestört, so dass die Gelenkflüssigkeit zu dünn wird und das Gelenk nicht mehr ausreichend schmiert. Auch die stoßdämpfende Wirkung nimmt dann ab. Der Knorpel wird weniger belastbar und kann den darunter liegenden Knochen nicht mehr ausreichend schützen. Das Gelenk verschleißt. Einmal abgetragene Knorpelmasse kann nicht mehr aufgebaut werden, eine Heilung ist dann nicht mehr möglich. Arthrose kann in allen Gelenken auftreten, am häufigsten sind jedoch Hüfte und Knie betroffen.
Arthrose ist im Anfangsstadium nicht schmerzhaft, da der Gelenkknorpel nicht von Nervenbahnen durchzogen ist. Erst wenn der Knorpel so geschädigt ist, dass der darunterliegende Knochen angegriffen wird und Gelenkflüssigkeit in den Knochen eindringt, kommt es zu Schmerzen und das Gelenk entzündet sich. Diese Gelenkschmerzen können so stark sein, dass das Gelenk versteift und gewohnte Bewegungen nicht mehr ausgeführt werden können. Gleichzeitig kommt es zu Schwellungen und Überwärmung in den betroffenen Gelenken. Da die Entzündung im Gelenk den Abbau des Bindegewebes, das die Knorpelzellen umhüllt, beschleunigt, ist es wichtig, so schnell wie möglich mit der Therapie zu beginnen, um die Arthrose einzudämmen und den Verschleiß des Knorpels aufzuhalten.
Im akuten Fall einer Arthrose ist es effektiver die Hyaluronsäure direkt ins Gelenk zu injizieren, damit die heilenden Stoffe vor Ort ihre Wirkung entfalten. Diese Art der Behandlung wird auch als Infiltrationstherapie bezeichnet. Mit der Hyaluronsäure-Injektion wird der Mangel an Hyaluronsäure im Gelenk ausgeglichen und man kann so die Gleitfähigkeit der Knorpelschicht vorübergehend verbessern und die erhöhte Reibung, die für den Gelenkverschleiß verantwortlich ist, abmildern und hinauszögern. Für diese Behandlung muss aber noch Gelenkknorpel vorhanden sein. Denn das Hyaluron, das sich um den kranken Knorpel legt, verbessert nicht nur die Gleitfähigkeit, sondern regt diesen an, wieder selbst Hyaluron zu produzieren. Grundsätzlich sind Injektionen in fast alle Gelenke des Körpers möglich. Am häufigsten sind Injektionen in Sprung- Knie- und Hüftgelenke, die am meisten belastet werden. Aber auch in die Gelenke der Zehen, Finger, Ellbogen und Schultern kann Hyaluronsäure gespritzt werden. Bei Injektionen in das Hüftgelenk wird wegen der Schmerzen meist eine Lokalanästhesie durchgeführt. Einige Kliniken kontrollieren bei der Injektion ins Hüftgelenk den Weg der Kanüle mittels Ultraschall, um das Hyaluron genau an der richtigen Stelle zu platzieren.
Man hört immer wieder, dass sich durch eine Hyaluronsäure-Infiltration neuer Knorpel im Gelenk bildet. Dies ist jedoch nicht richtig. Die synthetisch hergestellte Hyaluronsäure wird in das Gelenk injiziert und hilft dem Körper die Balance zwischen Abbau und Neubildung wieder herzustellen. Außerdem verbessert sie die Knorpelernährung und schützt den Knorpel, indem es die Bildung neuen Knorpelgewebes unterstützt und den Abbau an Knorpelgewebe verlangsamt, indem sie die Enzyme bindet, die für den Knorpelabbau verantwortlich sind. Sie umhüllt die rissigen Gelenkflächen und vermindert durch seine Viskosität die Reibung und somit den Knorpelverschleiß.
Im besten Fall ist das betroffene Gelenk nach einer Infiltrationstherapie wieder schmerzfrei und länger belastbar. Werden Hüft- oder Kniegelenk behandelt, können Betroffene wieder längere Strecken schmerzfrei zurücklegen.
Vor einer Hyaluronsäureinjektion muss ein Facharzt in einer Voruntersuchung das Gelenk und den Grad der Arthrose diagnostizieren, um den geeigneten Hyaluronsäuretyp für die Injektion zu bestimmen. Bei Hyaluronsäureinjektionen arbeitet man mit zwei unterschiedlichen Varianten, die auch verschiedene Wirkungen haben:
Hochmolekulare Hyaluronsäure wird verwendet, wenn noch Gelenkknorpel vorhanden, das Gelenk schmerzfrei und ohne Schwellung ist. Das injizierte Hyaluron versorgt den noch vorhandenen Gelenkknorpel und unterstützt ihn in seiner Funktion indem es die Gleitfähigkeit im Gelenk erhöht.
Die niedermolekulare Hyaluronsäure - die Variante mit den kurzkettigen Polymeren - eignet sich besser bei akuter, schmerzhafter Arthrose mit Schwellungen und Entzündungen. Sie wirkt im Gelenk entzündungshemmend und schmerzlindernd. Das hochmolekulare Hyaluron würde hier zu einer Verschlimmerung im Gelenk führen. Bei nicht akuten Gelenkzuständen können auch Kombinations-Spritzen aus hoch- und niedermolekularen Hyaluronsäuren gegeben werden. Sie sind häufig länger wirksam. Die Einstichstelle muss immer gesäubert und desinfiziert werden.
Bei leichteren Gelenkschädigungen kann schon eine Injektion zu Beschwerdefreiheit führen. Bei fortgeschrittener Schädigung des Knorpels werden 3 - 5 Injektionen im Abstand von jeweils einer Woche durchgeführt um eine länger andauernde Wirkung zu erzielen.
Da die Hyaluronsäure wieder abgebaut wird, muss die Therapie nach einem Jahr wiederholt werden, bei fortgeschrittener Arthrose eher alle 6 Monate.
Wenn Sie zu erhöhten Blutungen neigen, Medikamente zur Blutgerinnungshemmung einnehmen oder ein Ekzem oder eine Hautentzündung im Injektionsbereich haben, dürfen Sie keine Hyaluronsäure-Injektionen bekommen. Auch bei bestehenden Tumoren und Krebszellen, sollten Sie keine Hyaluronsäure anwenden, da diese das Wachstum bestimmter Krebszellen beschleunigt. Sprechen Sie also unbedingt vor einer Behandlung mit Hyaluronsäure mit Ihrem Hausarzt und Ihren anderen Fachärzten.
Bei weniger als 10 % der Patienten kommt es zu Schmerzen und einer Schwellung an der Einstichstelle. Sehr selten kann es zu einem Infekt im Gelenk als Folge der Injektion kommen. Vor der Therapie werden Sie aber im Vorgespräch mit Ihrem Arzt auf dieses mögliche, aber sehr geringe Risiko hingewiesen.
Je früher die Arthrose mit Hyaluronsäure-Injektionen behandelt wird, umso länger kann der Gelenkverschleiß hinausgezögert werden und eine deutliche Verbesserung der Symptome bis zu einem Jahr erreicht werden. Die Dauer der Beschwerdefreiheit oder der Besserung der Symptome ist vom jeweiligen Patienten abhängig. Einige Studien belegen, dass Betroffene bis zu 2 Jahren nach der Behandlung entzündungs- und schmerzfrei waren, andere jedoch gar keinen Behandlungserfolg verzeichnen konnten, vor allem bei sehr fortgeschrittener Arthrose.
Die Kosten für eine Hyaluroninjektion betragen zwischen 30 und 50 Euro plus die Kosten für die verwendete Hyaluronsäure. Eine komplette Behandlung mit 3 - 5 Injektionen kosten zwischen 300 und 500 Euro. Die Höhe der Kosten werden Ihnen in der Regel jedoch vor der Behandlung mitgeteilt.
Mit Hyaluronsäure-Injektionen lassen sich in vielen Fällen zwar Symptome, nicht aber die Ursachen der Gelenkarthrose, behandeln. Die Injektionen verbessern die Lebensqualität von Patienten, aber eben nur vorübergehend. Deshalb sollte unbedingt nach den Gründen für einen Gelenkabrieb gesucht werden. Häufig gibt es mechanische, strukturelle Ursachen, wie nicht korrekte Bewegungsabläufe oder Fehlhaltungen, wo Gelenkflächen einseitig belastet werden. Diese sollten in einer kausalen Arthrosetherapie mithilfe von therapeutischen Gymnastikübungen behoben werden. Mit einer gleichzeitigen Hyaluronsäurebehandlung können die Übungen schmerzfrei durchgeführt werden.
Bisher gibt es noch keine Studien über die Auswirkungen auf geschädigte Gelenke bei einer oralen Einnahme von Hyaluronsäure über Lebensmittel oder in Form von Kapseln, die als Nahrungsergänzungsmittel eingestuft werden. Schädliche Nebenwirkungen sind bisher nicht bekannt, so dass die Einnahme von Hylauronkapseln bei einer Arthrose im Anfangsstadium und als Alternative zu einer Operation oder einer Behandlung mit Injektionen auf jeden Fall einen Versuch wert ist. Außerdem pflegen Sie nicht nur Ihre Gelenke, sondern auch Haut und Bindegewebe und das zu vergleichsweise niedrigen Kosten. Mit einer Verbesserung ist allerdings erst nach 4 - 6 Wochen zu rechnen. Häufig werden die Kapseln mit Glucosamin und Chondroitin angereichert, die ebenfalls sehr starke regenerative Effekte auf geschädigte Knorpel haben. Das macht Sinn, denn die körpereigene Produktion beider Stoffe nimmt mit zunehmendem Alter ab.
Die orale Therapie ist stark von einem intakten Darm. bzw. Darmschleimhaut abhängig, da die Kapseln sich im Darm auflösen und die Hyaluronsäure über die Darmschleimhaut resorbiert werden muss. Ist diese entzündet, kommt nur ein Teil oder überhaupt keine Hyaluronsäure in den Gelenken an.
Um die Wirksamkeit von Hyaluronsäure-Injektionen bei Arthrose des Kniegelenks zu untersuchen, wurde 2006 an der University of Western Ontario in Kanada eine Studie mit dieser Zielsetzung durchgeführt. Dabei wurde über einen Zeitraum von 3 Wochen eine Patientengruppe mit einer Placebo-Injektion bestehend aus 20 ml Kochsalzlösung, die zweite mit drei und eine dritte Gruppe mit 6 Hyaluronsäure-Injektionen behandelt. Bei letzteren beiden Gruppen, zeigte sich im Vergleich zur Placebo-Gruppe eine deutliche Verbesserung der Kniefunktion sowohl in Ruhe als auch nach Gehbelastung und ein deutlich niedriger Verbrauch an Schmerzmitteln. Zwischen der Behandlung mit drei oder sechs Injektionen gab es keinen signifikanten Unterschied.
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